„Nennen wir dieses Erkennen der höchsten Wahrheiten: das Zusammengehen des Menschen mit dem Absoluten, so finden wir, dass in diesem Zusammengehen seine höchste Freiheit erblüht. Er findet sich in einem Punkte des Universums und nun hat er seinen Standpunkt - jetzt kommt, was wir im Winter schon einmal besprachen -, von da aus überblickt er die Welt. Er beurteilt sie, beurteilt sich und ist zufrieden mit sich, der Welt und allem. In der höchsten Freiheit manifestiert sich das höchste Glück, die vollste Zufriedenheit. Der Mensch hat seine Bestimmung erkannt; er ist mit allem versöhnt.“
(Aus einem Brief des 20jährigen Rudolf Steiner an seinen Freund Rudolf Ronsperger, 16. August 1881)
Rudolf Steiner —
Pionier, Geisteswissenschaftler, Anthroposoph
*1861 in Kraljevec, damals Ungarn, heute Kroatien
† 1925 in Dornach, Schweiz
Autor von 21 grundlegenden Büchern (diese Bücher hat Rudolf Steiner selber konzipiert, vollendet und veröffentlicht), Verfasser zahlreicher Aufsätze; darüber hinaus mehr als 6.000 Vorträge zu Lebzeiten zu fast allen Themen des Lebens; zahlreiche Skizzen und Entwürfe aus den Bereichen Graphik, Design, Malerei, Plastik und Eurythmie
Begründer einer umfassenden geisteswissenschaftlichen Methode auf der Basis des Herzdenkens und der Anthroposophie als praktische Umsetzung der geisteswissenschaftlichen Forschungsergebnisse, z.B. als
neuer Architekturstil, z.B. erstes und zweites Goetheanum in Dornach, Schweiz
Kindheit und Jugend (1861-1879)
Rudolf Steiner führt in vielen seiner Vorträge aus, wie wichtig es sei, dass man als Kind das Gefühl der Verehrung gegenüber Persönlichkeiten entwickeln könne:
«Hast du einmal vor der Türe eines verehrten Mannes gestanden und hast du bei diesem deinem ersten Besuche eine heilige Scheu empfunden, auf die Klinke zu drücken, um in das Zimmer zu treten,
das für dich ein ‹Heiligtum› ist, so hat sich in dir ein Gefühl geäußert, das der Keim sein kann für deine spätere Geheimschülerschaft. Es ist ein Glück für jeden heranwachsenden Menschen, solche
Gefühle als Anlagen in sich zu tragen.» Nicht nur wird «später die erst kindliche Verehrung gegenüber Menschen
zur Verehrung gegenüber Wahrheit und Erkenntnis», sondern es wandelt sich dieses Gefühl beim älteren Menschen um in die Fähigkeit zum Segnen. So bilden diese «Momente der Ehrfurcht […] Kräfte für das spätere Leben»
aus.
(Rudolf Steiner, GA 10; GA 58; GA 55)
Wien (1879-1890)
Schon 1979/80 erkannte Rudolf Steiner, was die Welt im Innersten zusammenhält.
Weimar (1890-1897)
Berlin (1897-1913)
Dornach (1913-1925)
Rudolf Steiners Bekanntenkreis erstreckte sich auf Wissenschaftler und Künstler sowie viele öffentliche Persönlichkeiten. Besonders prägend war Steiner für einige
bekannte Künstler wie zum Beispiel Wassily Kandinsky und Christian Morgenstern. Joseph Beuys wurde später maßgeblich von Steiners Werk beeinflusst.
Der Zeitgenosse und Freund Christian Morgenstern über Rudolf Steiner:
"Die eigentliche, im höchsten Menschensinne schöpferische Tätigkeit Rudolf Steiners wird erst der Historiker enthüllen, der die Geschichte dieses erhabenen Lebens zu schreiben berufen sein wird. Dann wird mit Erstaunen wahrgenommen werden, was da in der Stille für den Menschen als solchen überhaupt geschieht und geschehen ist, und welchen unersetzlichen Rückhalt und Stützpunkt ihm die Lebensarbeit dieses Geistes gegeben hat, während das Jahrhundert noch immer weiter in die furchtbare Wüste des Materialismus hineineilt."